1943
Ehemalige tragen Lehrbücher zusammen
Gemeinsam mit ehemaligen Schulkameraden ist es Heinz Roth, Abschluss 1943, gelungen, nahezu alle Schulbücher zusammenzutragen, die sie von 1941 – 43 als Handelsschüler begleitet haben. Auch Jahre später in der Berufspraxis noch besonders wertvoll, so sind sich die Ehemaligen einig, war das Lehrwerk zur Betriebswirtschaftslehre von Dr. Kruse, dem damaligen Schulleiter der „Städtischen Handelslehranstalt“. Gutes hat seinen Preis, mit 3,50 Mark lagen die Anschaffungskosten für dieses Lehrbuch ungefähr um das Dreifache höher als etwa der Preis für den Rechtschreib- oder Sprachführer, das Geschichtsbuch oder das „Rechnen kaufmännisch“. Noch „original verpackt“ in blaues Papier und liebevoll beschriftet, blieben die Schulbücher unbeschädigt und werden nun einen Ehrenplatz im „neuen“ Haupthaus von 1956 erhalten. So kann die heutige Schüler- und Lehrergeneration der FFS Einsicht in ein Stück Schulgeschichte nehmen. Die Abschlusszeitung des Jahrgangs 43 (zum Preis von 50 Pfennig, Herausgeber: geflohen) liegt uns ebenfalls vor.
Gießener Allgemeine vom 24.06.2011
Klassentreffen nach 70 Jahren
Grünberg (sha). 1941 wurden hatten sie ihren ersten Schultag an der Städtischen Handelslehranstalt Gießen, 70 Jahre später feierten neun ehemalige Klassenkameraden von damals am Freitag im Grünberger Sporthotel dieses Jubiläum ihrer »Einschulung«.
Freuten sich über das Wiedersehen an ihrem Jubiläumsklassentreffen: Heinz Roth, Karl Hisserich, Reinhold Müller und Christian Brück (1. Reihe von l.) sowie Edwin Schmidt, Heinz Geißler, Richard Semmler und Kurt Neuhaus (2. Reihe von l.). (Foto: sha)
Nach der Schulzeit hätten sie sich aus den Augen verloren und dann später wieder neu kennengelernt, sagte Heinz Roth, der seit 1995 diese Treffen seiner ehemaligen Mitschüler organisiert, der Gießener Allgemeinen Zeitung. »Aus Schulkollegen sind Freunde geworden«, freut sich Roth. Das alte Schulgebäude hingegen, an der heutigen Nordanlage gelegen, hat die Bombenangriffe des Krieges nicht überstanden.
Der Unterricht habe damals streng nach Geschlechtern getrennt stattgefunden, erzählte der Organisator des Treffens. Auch auf dem Schulhof hätten die Lehrer penibel darauf geachtet, »dass man keinem Mädchen zu tief in die Augen schaut«. Schwerpunkte der Ausbildung an der Handelsschule seien Stenographie, Schreibmaschinenkurse, kaufmännisches Rechnen und Buchführung gewesen. Wegen der zu befürchtenden Luftangriffe hätten die Schreibmaschinen nicht in den Klassenräumen bleiben dürfen, sondern mussten immer wieder aus dem Keller geholt werden. Trotzdem habe es während des zweijährigen Aufenthalts an der Handelsschule, 1941 bis 1943, zumindest tagsüber keinen Luftalarm gegeben, so dass »wir in der Schule nichts vom Krieg mitbekommen haben«, erinnerte sich Mitschüler Richard Semmler. Allerdings sei bereits zu dieser Zeit die Kohle rationiert worden, so dass es im Winter die sogenannten Kohleferien gab, weil das Gebäude nicht geheizt werden konnte. Nach der Schule – 1943 – seien sie jedoch zum Wehrdienst eingezogen worden und einige Klassenkameraden seien gefallen.
Gießener Anzeiger vom 28.06.2011
An gemeinsame Zeit erinnert
Ehemalige Handelsschüler treffen sich jedes Jahr
GRÜNBERG (dos). Vor 17 Jahren haben sich die noch lebenden Handelsschüler der „Städtischen Handelslehranstalt Gießen“ erneut kennengelernt. Seither treffen sie sich einmal im Jahr, um nicht nur alte Erinnerungen aufzufrischen, sondern sich auch in gemütlicher Runde mit ihren Frauen über Gott und die Welt zu unterhalten. In diesem Jahr hatte Heinz Roth aus Daubringen, Organisator der Treffen, das Sporthotel auf dem Tannenkopf in Grünberg als Ort der Begegnung auserkoren.
Zwischen 1941 und 1943 besuchten die ehemaligen Schüler, die unter anderem aus Gießen, Grünberg, Lauter und Treis kamen, unter erschwerten Bedingungen die Handelslehranstalt. Mit Dankbarkeit erinnerte man sich an die gute Vorbereitung für ein erfolgreiches Berufsleben. Doch der Zweite Weltkrieg machte den Schülern einen Strich durch die Rechnung: Mit 16 Jahren wurden sie zum Wehrdienst eingezogen. Sie erlebten Krieg und Gefangenschaft.
Wie sich die ehemaligen Handelsschüler erinnerten, fand auch der Unterricht unter anderen Voraussetzungen als heutzutage statt. Nach Geschlechtern getrennt wurden die Kinder unterrichtet. Selbst auf dem Schulhof kam man mit dem anderen Geschlecht nicht in Kontakt. Bei schlechtem Benehmen setzte es auch schon mal eine Ohrfeige, obwohl die aus heutiger Sicht nicht unverdient war, wie sich so mancher schmunzelnd erinnerte. Im Unterricht wurden die benötigten Schreibmaschinen wegen der zu befürchtenden Luftangriffe aus dem Keller geholt und umgehend wieder dorthin zurückgebracht.
Alle Anwesenden sind Jahrgang 1927 und damit inzwischen 84 Jahre alt. Somit liegt der erste Schultag in der ehemaligen Handelsschule nunmehr 70 Jahre zurück. Und so stellen diese Treffen, wie Roth mit Stolz vermerkte, nach diesen vielen Jahren schon etwas Besonderes dar. Aus Schulkollegen sind inzwischen Freunde geworden. Schon jetzt freuen sich alle auf das Treffen im kommenden Jahr.